20 Jahre Burger Stadtsanierung gefeiert

Während des Festaktes aus Anlass des 20. Stadtsanierungsjubiläums übergaben Stadtratsvorsitzender Markus Kurze, Bauminister Thomas Webel und Bürgermeister Jörg Rahbaum einen Modernisierungsvertrag an Daniela Bethge vom Weitblick e.V. zur Kinosanierung

20 Jahre Burger Stadtsanierung gefeiert

Am 27. Oktober 2011 fand im Kino „Burg-Theater“, Magdeburger Straße 4, eine Festveranstaltung aus Anlass des 20jährigen Jubiläums der Sanierungsmaßnahme „Burg-Altstadt“ statt. Mit der Teilnahme des Bauministers des Landes Sachsen-Anhalt, Thomas Webel (CDU), wurde deutlich, dass die seit 20 Jahren andauernden Burger Bemühungen um die erfolgreiche Sanierung der historischen Altstadt von Seiten der Landesregierung gewürdigt und unterstützt werden. Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) hob in seiner Rede hervor, dass bereits viele private und öffentliche Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Es sei jedoch geboten, die Bemühungen um die weitere Modernisierung von privaten Gebäuden mindestens bis 2018 zu unterstützen. Dieses werde vor dem Hintergrund einer zurückgehenden Leistungsfähigkeit der öffentlichen Haushalte und einer sich verringernden Nachfrage nach Wohn- und Geschäftsräumen als Auswirkung des demographischen Wandels zunehmend schwieriger.

Für den das Kino „Burg-Theater“ betreibenden Verein Weitblick e.V. endete die Rede des Bürgermeisters mit einer Überraschung: es konnte der Modernisierungsvertrag für den ersten Bauabschnitt der baulichen Ertüchtigung des wohl ältesten Kinozweckbaues in Deutschland übergeben werden. Die geplanten umfangreichen Maßnahmen des Vereins (insbesondere die dringend notwendige Dachsanierung) wurden seitens des Landes als förderfähig anerkannt. Damit ist ein weiterer Schritt zum Erhalt und zur Entwicklung des Burger Kinos getan.

In seiner Rede beleuchtete das Stadtoberhaupt die Ergebnisse der letzten 20 Jahre in der Sanierung der Burger Altstadt wie folgt:

Wo stand die Altstadt 1989/1990?

Mit der deutschen Einheit am 3.10.1990 ändert sich in Burg Vieles am baulichen, infrastrukturellen und sozialen Gefüge. Mit Ausnahme der Einbrüche durch die Neubauten, insbesondere auf der Nordseite vom Markt und entlang der Südseite der Bruchstraße ist die historische Bebauung beinahe flächendeckend erhalten geblieben.

Die Stadtverordnetenversammlung fasste am 28.11.1990 den Beschluss zur Durchführung einer vorbereitenden Sanierungsuntersuchung. Im Juli 1991 erfolgte die Aufnahme in das Städtebauförderprogramm. Das Sanierungsgebiet umfasste seinerzeit 2.630 WE, davon 13% ohne jegliche Sanitärausstattung, 77% mit Kohle beheizt, 39% der Gebäude wiesen derart erhebliche Mängel auf, dass sie vom Verfall bedroht waren. Darum erfolgte im Jahr 1991ein Sofortsicherungsprogramm.

Knapp 200 Einzeldenkmale, 3 geschützte Ensemblebereiche und die Ausweisung als archäologisches Flächendenkmal zeugen vom kulturhistorischen Wert der Burger Altstadt. Die erste öffentliche, aber eher unspektakuläre Maßnahme war die Errichtung einer Bustasche an der Berliner Straße. Der erste Modernisierungsvertrag wurde mit dem Uhrmachermeister Schulz geschlossen und beinhaltete die Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses in Magdeburger Straße 9.

Wo steht die Altstadt heute?

Seit 1991 bis heute wurden 355 Modernisierungsverträge abgeschlossen und damit 80% der heute noch existierenden Altbauten voll- oder teilmodernisiert. Damit ist der Löwenanteil geschafft.

Aufgrund von Abwanderung und geburtenschwachen Jahrgängen setzte in Burg und ganz konkret auch im Sanierungsgebiet ein massiver Rückgang der Einwohner ein. Seit 2002 kann eine Trendwende ausgemacht werden. Während die Gesamtstadt weiter an Einwohnern verliert, ist die Einwohnerzahl des Sanierungsgebietes stabil und tendenziell steigend.

Neben einem gewachsenen Einfamilienhausstandort im Osten der Stadt, ist die Altstadt inzwischen der beliebteste Wohnstandort. Es wohnen erkennbar mehr Familien in der Altstadt, als anderswo in der Stadt. Dies ist einer der wichtigsten Erfolge unserer Sanierungsbemühungen.

Viele der großen städtischen Haupträume wurden saniert: allen vorweg die Schartauer Straße, der Markt, der Breite Weg, die Berliner Straße, die Zerbster Straße. Die Sanierung kleinerer Straßen in historisch wertvoller Umgebung wie z. B. die Nordstraße, Schulstraße oder Deichstraße führten ebenfalls zu einer erheblichen Aufwertung des öffentlichen Raumes.

So manches Objekt stand in den 20 Jahren und nach langem Leerstand schon auf der Abrissliste. So auch die Pieschelsche Anstalt. Ein mutiger Investor hat sich dennoch gefunden und so wurde dieses Objekt liebevoll saniert, baulich ergänzt und erstrahlt nunmehr heute im neuen Glanz. Aktuell trifft dies auch für das Objekt Markt 28, „Meiers Eisdiele“ zu. Als Einzeldenkmal war es leider nicht mehr zu halten. Glücklicherweise konnte nach einigen Anläufen aber ein Interessent gefunden werden, der die jetzige Baulücke mit einem neuen, zeitgemäßen Wohn- und Geschäftshaus füllen wird.

Wie geht es weiter?

Für die Burger Altstadtsanierung wurden für den Zeitraum von1991 bis 2014 Sanierungsmittel in Höhe von 45,6 Mio. EUR bewilligt. Davon ausgezahlt haben wir bis heute etwa 44 Mio. EUR. Glücklicherweise ist der weitaus überwiegende Teil des Geldes in Modernisierungen von Hochbauten und in die Sanierung öffentlicher Räume geflossen und zwar jeweils ca. 15 Mio. EUR. Für den Abbruch von Bausubstanz mussten nur 2,7 Millionen verwendet werden.

 

Mit Beschluss des Stadtrates wurde festgelegt, dass die Altstadtsanierungsmaßnahme bis 2018 weitergeführt werden soll. Dies geschah in der Hoffnung, dass sie dann vollständig abgeschlossen werden kann.

Die Sanierung wichtiger Straßen, wie z. B. der Magdeburger Straße, scheitert nach wie vor am erheblichen Finanzbedarf. Auch bei 20% unserer Gebäude in der Innenstadt besteht weiter erheblicher Sanierungsbedarf, gleichzeitig lässt aber der Bedarf an Wohn- und Geschäftsräumen deutlich nach. Darüber hinaus steht ein Teil der Gebäude schon lange leer und befindet sich in einem desolaten Zustand. Viele Einzeldenkmale sind historisch wertvolle „Liebhaberstücke“ und für die städtebaulicher Struktur außerordentlich wichtig. Jedoch sind sie nur mit baulichen Einschränkungen zu haben, oder stehen an verkehrsreichen Orten und ungeliebten Ecken. Der Wohnungs- und Geschäftsleerstand in Burg mit der Folge eines niedrigen Mietpreisniveaus lässt privatwirtschaftliche Interessenten zur Sanierung der wertvollen Altbausubstanz kaum in Erscheinung treten.

Mit der Sanierung der Burger Altstadt ist also noch kein Ende in Sicht und ein Selbstläufer ist sie auch nicht. Ohne ein Engagement der öffentlichen Hand wird sich der beschriebene erfolgreiche Weg der Altstadt nicht fortsetzen lassen.

Eines der größten Sorgenkinder steht in unmittelbarer Nachbarschaft, die Clara-Schwab-Schule, Schlüsselgrundstück zur weiteren Stabilisierung der Schartauer Straße als Hauptversorgungsbereich, 3.867 qm in zentralster Lage, bebaut mit Einzeldenkmalen, Identifikationspunkt in Burg für viele Einwohner, aber hoher Investitionsbedarf (ca. 4 Mio €), und hohe Anforderungen an die Sanierung ließen bisher alle Verwertungsbemühungen scheitern.

Uns ist klar: nicht jedes alte Fachwerkhaus wird erhalten bleiben können. Wo es sich anbietet, können aus Schwächen aber auch Stärken erwachsen. Entlang der Ihle ist es uns nicht entscheidend gelungen, diese für Burg so typische Bebauung zu halten. Statt weiterhin vergeblich auf den Erhalt der Bebauung zu hoffen, ist die Entwicklung eines Grünzuges, der die Ihle in der Altstadt als öffentlich erlebbarer Raum erschließt, nunmehr ein neues Ziel. Schon fertig gestellt ist ein Stück Wegeverbindung dieses Grünzuges. Im weiteren Verlauf befindet sich ein Mehrgenerationenspielplatz im Bau. In Vorbereitung ist eine Wegeverbindung zur historischen Gerberei. Das Puzzle soll zu einer Grünverbindung vom Flickschuhpark bis zum Weinberg zusammen wachsen.

Das Sanierungskonzept und alle rahmengebenden Planungen halten konsequent an einer Förderung und Weiterentwicklung der Burger Altstadt fest. Unser wichtigstes Prüfkriterium ist: Nützt oder schadet ein Projekt der Burger Altstadt?

Wir wollen daher auch zukünftig möglichst alle Fördermittel zu Gunsten der Altstadt einsetzen und bündeln. Nur so ist es auch weiterhin möglich, sichtbare Erfolge in der Sanierung zu erreichen.

 

Bauminister Thomas Webel gratulierte den Burgern recht herzlich zu diesem Jubiläum. Er machte deutlich, dass diese Erfolge nur gemeinsam mit dem Stadtrat und im engen Zusammenwirken aller Beteiligten möglich war. Als Beispiele für die optimale Sanierungserfolge nannte der Minister u.a. die „Pieschelsche Anstalt“, den Gebäudekomplex an der Turmstraße, die Stadtbibliothek, oder die Brüderstraße 8 (Ärztehauskomplex). Abschließend sagte er, dass die Burger Stolz auf das Erreichte sein könnten.

Mit Redebeiträgen schilderten Horst Schröder (ehemaliger Außenstellenleiter der BauBeCon) und Rechtsanwalt Ludger Bögemann, (der beispielhaft mehrere Häuser in der Altstadt sanierte) ihre Eindrücke und Erlebnisse in den letzten zwei Jahrzenten der Stadtsanierung.

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