Im Herzen hier zu Hause
Burg | Im September 1987 stand ein junger griechischer Mann vor einer Entscheidung. Als gelernter Koch und Gastronom in einem schicken Hotel in Tiflis eine neue Stelle annehmen oder nach Deutschland auswandern. Für Anastasios Nutsis folgte eine mutige Entscheidung. Er entschied sich für eine Reise nach Deutschland, von der er nie wieder nach Griechenland zurückkehrt.
Soweit ist es eine von vielen Geschichten griechischer Fremdarbeiter, denen eigens ein Lied gewidmet wurde.
Doch eines ist bei Anastasios Nutsis anders, denn er kam Mitte der 1990er Jahre nach Burg und verlor hier sein Herz an die Stadt und ein ganz besonderes Haus. Jenes Haus, das damals noch eine Ruine war und sich heute zu einem etablierten griechischen Restaurant entwickelt hat, das in diesen Tagen sein 30-jähriges Bestehen feiern konnte.
„Ich habe mir viele Objekte in Deutschland angesehen. Mehrere sogar in Burg. Doch dieses eine, dieses Haus hier, da sagten mein Bauch und mein Herz: „Ja“, erinnert sich Anastasios Nutsis bei einem Besuch des Burger Bürgermeisters Philipp Stark, der zum Geschäftsjubiläum gratuliert.
Mit dem Bürgermeister gratulierten viele andere. Vor allem Vereine.
„Die Gäste haben sich über die drei Dekaden gewandelt. Der Familienzusammenhalt ist gesunken. Wir begrüßen heute weniger Familien als früher an den Tischen. Dafür mehr Geschäftspartner, Freundeskreise und eben Vereine“, erzählt der rührige Grieche, der sich darüber freut, dass er vom ersten Tag an in Burg angekommen und akzeptiert wurde.
Dabei standen die Zeichen alles andere als gut für das Restaurant „ATHOS“.
Von der Entscheidung, die alte Fachwerkruine zu einem Restaurant- und Wohnhaus auszubauen, bis zur Eröffnung dauerte es 20 Monate. Eine Zeit, in der sich auch Burg wandelte. „Als ich hier ankam, gab es kein griechisches Restaurant in Burg. Als wir eröffneten, vier. Doch ich behielt den Optimismus und erinnere mich bis heute an einen Satz meiner Mutter: Die Sonne scheint für uns alle. Daran halte ich mich bis heute“, so Nutsis. Geblieben ist das „ATHOS“ als einziges aus dieser Zeit.
Dass er damit gut fährt, zeigen die vielen Gruß- und Dankeskarten, die am Theresen und an den Wänden im Restaurant ihren Platz gefunden haben. „Ich habe viele Freunde in der Stadt und bin dankbar für meine Zeit in Burg“, erklärt der Grieche, der von dieser Gastfreundschaft zu einem einstigen Fremden noch heute etwas zurückgeben will. „Bei uns soll sich jeder wie zu Hause fühlen, denn alle meine Gäste liegen mir am Herzen.“
Diese Herzlichkeit bewies sich umgekehrt auch in der Corona-Zeit. Auch für Anastasios Nutsis eine schwere Zeit. „Das war eine einmalige Zeit. Eine schwere, aber auch herzensgute. Wir hatten Bestellungen selbst aus Magdeburg und dem Umland von Burg, wo Stammkunden arbeiteten. Die Unterstützung für uns war enorm. Ohne diese wären wir heute nicht mehr da“, konstatiert Nutsis.
Heute liegen die Geschäfte in der Hand der Tochter Anastasia und mit ihr in den Händen von zehn Angestellten. Und obwohl der Name des Geschäftsführers gewechselt hat. Für Anastasios steht fest: „Ich will dabei sein und bleiben, egal wie es mir geht“, denn offen wie sein Herz ist auch seine Seele.
Das mögen auch zwei Spieler des 1. FC Magdeburg an dem Griechen und deshalb gehören sie zu den Stammkunden des Lokals. Sie hatten zwei besondere Geschenke zum Jubiläum. Einen von allen Spielern signierten Ball samt Trikot.