In Verantwortung für andere

Burg| Seit April gibt es in der evangelisch-reformierten Petrigemeinde in Burg eine neue Pfarrerin. Ihr Name Ulrike Bischoff. Die gebürtige Köthenerin war zuvor acht Jahre im Dessauer Pfarramt aktiv und betreut neben der Gemeinde in Burg seit 2021 auch die Gefangenen der JVA-Madel als Gefängnisseelsorgerin.

Zu einem Kennenlerngespräch zwischen ihr und Bürgermeister Philipp Stark kam es nun im Pfarrhaus der Petrigemeinde. Beide erkannten relativ schnell einige Gemeinsamkeiten zwischen ihren Ämtern.

Wer Pfarramt oder Bürgermeisteramt wahrnehmen möchte, der muss auch mal zupacken können.

Der Grund: Ulrike Bischoff hatte eine große Feuerschale in ihrem Kofferraum. Diese hatte sie für den „Internationalen Kinderclub“, der über die evangelisch-reformierten Petrigemeinde seit vielen Jahren organisiert wird, angeschafft und dieses schwere metallene Ungetüm musste auf den Pfarrhof.

Philipp Stark packte natürlich mit an und half der jungen Pfarrerin.

„Wir übernehmen eben beide Verantwortung für andere“, meinte Bischoff mit einem Lächeln.

Beim anschließenden Gespräch erfuhr Stark, dass die junge Frau eine Geistliche neuerer Generation ist. Eine, die den Begriff Work-Life-Balance kennt und um ihre Sonderrolle in Burg und Sachsen-Anhalt weiß. Nur fünf reformierte Gemeinden gibt es im Bundesland. Sie alle sind das Erbe jener Vertriebenen aus Frankreich und Süddeutschland, die in Preußen Schutz suchten und eine Zuflucht und letztendlich eine Zukunft fanden.

„Pfarrberuf und Bürgermeister, das sind außergewöhnliche Ämter“, erklärt sie erneut mit einem beinahe ansteckenden Lächeln.

In Ulrike Bischoff steckt viel Energie und Lebensfreude. Dinge, die sie in und für ihre Gemeinde lebt. Wie beim Seniorenkreis, von dem sie zuvor aus dem Burg-Theater kam.

„Das Haus füllt sich“, erklärte sie.

Allein durch die Schutzsuchenden ukrainischen Familien, deren Kindern in der evangelisch-reformierten Petrigemeinde einen Ort der Geborgenheit und des Ankommens finden können.

Für die Zukunft sieht Stark eine gut aufgestellte Gemeinde mit einer so engagierten Pfarrerin. Er erkennt aber auch: „Kirche, das ist zumindest ein verdeckter Ehrenamtsbereich. Vieles, was die Kirchgemeinden tun, sei in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar und trotzdem beständig.“ Der Burger Bürgermeister nannte dafür auch ein Beispiel. Das alljährliche Krippenspiel zu Weihnachten, das ohne ehrenamtliche Akteure nicht stattfinden könne.

Dem stimmt auch Bischoff zu. „Alle wollten es gern sehen, aber kaum jemand sich daran beteiligen.“ Für sie ist die stetigen Zukunftssorgen um die Kirche deshalb etwas ermüdend. Die christliche Religion wird heute vielleicht weniger in der Kirche gelebt, ist aber fester Bestandteil der Gesellschaft. Viele Christen setzen sich nachweislich mit einer hohen Beteiligung in Vereinen und Organisationen ehrenamtlich für Schutzbedürftige, für die Schwachen und Kranken, ja letztendlich für unsere Zivilgesellschaft an sich an. Die Kirche bleibt für Menschen, die im Abseits der Gesellschaft stehen, weiterhin gefragt und diese Menschen werden auch zukünftig Aufgabe der Kirche sein“, so die Pfarrerin.

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