Viel los in der Burger Altstadt – Tausende Besucher an drei Tagen

Burg | Manche Dinge passieren nur einmal, andere werden zur Tradition. Traditionen, deren Weiterführung aktiv von allen Seiten verfolgt werden. Eine solche Tradition ist die „Altstadtweihnacht“ in Burg, die durch Vereine, Kirche und Stadt in jedem Jahr tausende Besucher in eine andere Welt einlädt.

Diese Welt spielte sich rund um den Weinberg in diesem Jahr im Mittelalter ab. Da, wo der Nachtwächter noch durch die Straßen zog und die Lichter löschte. Wo die Musik von Hand gemacht wurde und bei der Elektrizität nur bei Gewitter den Himmel zum Leuchten brachte.

Nur eines war damals wie heute. Die Schausteller und die Marktschreier, die sind geblieben. Am und rund um den Weinberg zur Altstadtweihnacht im historischen Stil mit Klampfe, Laute und Harfe. Mit magischen wie munter-dreisten Liedern und dazu Sprüchen, bei denen sich die Besucher ein Lächeln nicht verkneifen konnten. Natürlich wurde auch feinsten Ware des Handwerks und der langen Burger Geschichte angeboten. All das ließ die Straßen um den Weinberg zurückkehren in jene Zeit, als die Stadtmauer noch eine Funktion Innehatte und die Menschen dahinter lebten, arbeiteten, beteten und eben auch feierten.

Dass sie dabei auch Karussell fuhren und es den Beruf des Karusselldrehers gab, ist zwar nicht überliefert, das Mittelalterkarussell aber machte auch so einen guten Eindruck und vor allem für die Kinder einen riesigen Spaß. Manch Vater wie Mutter wird sich wohl gedacht haben: „Nur gut, dass ich dort nicht stehen muss.“

Was die Theologie betraf, da zeigte sich die Altstadtweihnacht liberal und offen. Da wurde die Geburt des Gottessohnes kurzerhand von Mäusen erzählt. Ob nun wahr oder nicht, die Geschichte begeisterte das Publikum. Ebenso wie die Künstler auf den Bühnen, zu denen Kindertagesstätten und Menschen gehörten, die ihre Heimat verlassen mussten. Sie alle brachten Kultur mit. Die hiesige oder die der Herkunftsländer.

Die Altstadt des Mittelalters. Heute ist sie nur noch in Büchern und gezeichneten Bildern zu finden. Und wo gibt es Bücher? In der Stadtbibliothek. Die hatte sich zur Altstadtweihnacht ein Bilderbuchkino für Kinder ausgedacht. Der Inhalt hatte zwar nichts mit dem Mittelalter zutun, dafür aber viel mit Geselligkeit und Nächstenliebe. Um einen verlorenen Wunschzettel entspann sich eine Geschichte, in der am Ende alles einem Plan folgte und für die das glückliche Ende darin bestand, dass vier Freunde gemeinsam Weihnachten feierten.

Die gemeinschaftliche Gemütlichkeit fand sich auch in der historischen Gerberei des Heimatvereins wieder, in der ein buntes Unterhaltungsprogramm samt Kaffeestube zum Verweilen einlud. Gemeinsam, das war auch Grundtenor in der Kirche „Unserer Lieben Frauen“. Hier wurde bei gut geölten Stimmen gemeinsam gesungen und so das Miteinander erlebbar gemacht. Jeder konnte dabei sein, auch wenn die eigene Stimme nicht für eine Gesangskarriere ausreichte. Teilnehmen, das war auch das Stichwort bei Benvivo, der mit einer Mitmach-, und Weihnachtswerkstatt für jeden etwas bereithielt. Aus gemeinsamen Plätzchen backen über das Basteln von Weihnachtssternen und Ausfüllen von Wunschzetteln bestanden die Angebote.

Dem stand der Wasserturm nicht nach. Hier, wo bei einbrechender Dunkelheit der Charme des historischen Gebäudes und seiner Umgebung richtig zur Geltung kam. Da war es dann auch nicht verwunderlich, dass prominente Persönlichkeiten wie die Holle und der Weihnachtsmann höchst persönlich vorbeischauten.

Dass die Holle hier die Betten schüttelte und nicht wie in alten Bräuchen überliefert das Vieh und die Kinder holte, verstand sich von ganz allein. Den Gebrüdern Grimm sei Dank. Ebenso wie Otto von Guericke. Nicht wegen des zeitlichen Vakuums, das sich insgesamt während der drei Tage Altstadtweihnacht über die Straßen gelegt zu haben schien, sondern weil er mit seiner Elektrisiermaschine den Weg dafür ebnete, dass der Karusselldreher einer anderen Berufung nachgehen und die Kinder am Wasserturm ein bunt beleuchtetes und elektrisch drehendes Karussell nutzen konnten.

Dass Kultur und kulturelle Schaffenskraft in den Händen so vieler Beteiligter in der Stadt Burg lagen, erfreute auch Bürgermeister Philipp Stark. Der sagte im Anschluss der dreitägigen Altstadtweihnacht: „Die sehr gute Vorbereitung aller Kolleginnen und Kollegen der Stadt, der Mitglieder der Vereine und der Kultur- und Handwerksschaffenden insgesamt hat sich bezahlt gemacht. Wir konnten über alle drei Tage mehrere tausend Besucher verzeichnen. Es freut mich sehr, dass die Altstadtweihnacht von allen Burgerinnen und Burgern so gut angenommen wurde. Gerade auch in Kombination aus historischem Weihnachtsmarkt auf dem Weinberg, der vereinten Weihnacht am Wasserturm, Kirche, Stadtbibliothek und historischer Gerberei. Vor allem und besonders freut es mich, dass die Altstadtweihnacht inzwischen auch überregional Besucher anzieht.“

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