Wir im Quartier - Spaziergang durch die Schartauer – was sich so tut
Der Bürgermeister und die Verwaltung hatten am Samstag den 4 Mai zum Bürgerspaziergang eingeladen. Im Zusammenhang mit dem bundesweiten Tag der Städtebauförderung und dem Projekt Innenstadtcampus Burg informierten Sie Interessierte über Zwischenstände und Entwicklungen in der Innenstadt.
Nach dem Start am Campusbüro in der Innenstadt (Magdeburger Straße 4) ging es zunächst in das neue Rolandquartier an der Brüderstraße und Magdeburger Straße. Uwe Schlawin führte durch das Innere des wunderbar gelungenen Quartiers. Wo früher der Leerstand auf die Umgebung drückte, sind jetzt über 100 neue, moderne Wohnungen entstanden, die Schritt für Schritt bezogen werden. Diesen neuen Teil von Burg hatten die meisten noch nicht gesehen. Noch ist nicht alles fertig gestellt, herausfordernd bleiben die alte Brauerei, deren Erhalt durch die Stadt Burg unterstützt wird, und die Tischfabrik.
Auf dem Rolandplatz informierte Nicole Hildebrand über den Stand der Überlegungen zur Zukunft des Platzes. Eine Bachelorarbeit der Hochschule Anhalt beschäftigt sich gerade mit einer möglichen Gestaltung. Zugrunde liegen die Wünsche der Bevölkerung aus der Umfrage 2023. Aktuell sind zusätzlich Studenten der Hochschule dabei, ebenfalls eine Seminararbeit über diesen zentralen Stadtplatz zu schreiben. Wenn die Ergebnisse Ende des Semesters vorliegen, ist im Herbst dazu eine öffentliche Präsentation geplant. Sie ist überzeugt, eine gute Idee von und für alle findet mit Hilfe von Bundes- und Landesprogrammen auch eine Finanzierung. „Als zentraler Platz der Stadt Burg kommt dem Rolandplatz aus städtebaulicher Sicht eine zentrale Rolle zu. Dazu gilt es die Interessen der Anwohner und Gewerbetreibenden zu berücksichtigen. Das stelle eine große Herausforderung dar, der wir uns aufgrund der Bedeutung des Platzes aber gerne stellen“, so Stadtplanerin Nicole Hildebrand und Bürgermeister Philipp Stark.
Die Platzkante, so Philipp Stark, am ehemaligen Apparatebau, bereitet nach wie vor großes Kopfzerbrechen. Gespräche mit dem Eigentümer und der Denkmalpflege vor einigen Wochen haben keine Ergebnisse gebracht, berichtete Andrea Gottschalk von der Wirtschaftsförderung. Die alte Bausubstanz ist kulturgeschichtlich wertvoll, aber in der Zwischenzeit so geschädigt, dass ein Erhalt vor allem aus finanzieller Sicht schwierig wird. Auch das Campusmanagement bemüht sich nach Kräften, Entwicklungsmöglichkeiten an der Stelle aufzutun. Zunächst wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, mit der der Ist Stand von Denkmalschutz, Bausubstanz, Altlasten und Rahmenbedingungen einer Sanierung konkretisiert werden müssen. „Das gesamte Quartier auf der Ostseite des Rolandplatzes hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm unter Eigentümerwechseln und Vernachlässigung gelitten. Wir arbeiten intensiv daran, dass dieser Teufelskreislauf endlich durchbrochen wird. Mit der geplanten Machbarkeitsstudie können wir den Eigentümern und interessierten Investoren verschiedene Möglichkeiten zur nachhaltigen Nutzung im Sinne der (Innen-)Stadtentwicklung aufzeigen“, betont Andrea Gottschalk die Bedeutung der Gebäude.
Vor dem Gummersbacher Platz 1 tut sich ein ähnliches Bild auf. Seit Jahren steht das Objekt leer. Der Eigentümer ist zur Entwicklung gesprächsbereit, es fehlt aber am Kapital. Eigentümer, Nutzer und Investoren zusammenzubringen hat sich Moritz Meidert auf die Fahne geschrieben. „Als eines der Eingangstore in die Innenstadt haben das Gebäude und der Platz enorme Entwicklungspotentiale. Die bisherigen Gespräche mit den Eigentümern zeigen, dass die Chance erkannt wurde.“ Der Platz selbst ist steinern und im Sommer eine Hitzeinsel. Mehr Grün und Spielmöglichkeiten für Kinder wären wünschenswert, da sind sich alle einig.
Und eines darf noch berichtet werden, eine Familie mit zwei kleinen Kindern, folgte dem Spaziergang durch die Stadt, mit zwei blinkenden Rollern. Wieder fiel auf, dass es für Familien schwer ist, mit Kindern gemeinsam in die Stadt zu gehen, da für die Kleinen beiläufige Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen. Da muss sich etwas tun, Hüpfspiele auf den Boden aufgebracht, war da nur eine Idee.
An der Franzosenstraße 8 berichtete Moritz Meidert über die Schwierigkeiten die Eigentümer zu kontaktieren. Behördliche Kontaktversuche liefen bisher ins Leere, Briefe kamen unbeantwortet zurück. Das Campusmanagement um Markus Kaloff und Ihn arbeiten weiterhin intensiv daran, das wunderschöne Gebäude in zentraler Lage aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien.
Am Übergang Schartauer Straße zum Markt lenkte Nicole Hildebrand die Aufmerksamkeit auf die vielen nebeneinander liegenden Nutzungen im Bereich Rossmann und NP. Während man mit dem Pkw fast Drive Inn vorfahren kann, muss man mit Kinderwagen, Rollator, Fahrrad oder großer Einkaufstasche sehen wo man auf dem schmalen Fußweg zwischen Bushaltestelle, Parkplatz und Warenauslage bleibt. Auch hier gilt es die verschiedensten Interessen zusammen zu bringen.
Abschließend berichteten Thomas Lalla und Jochen Frankl bei Kaffee und Kuchen über die Ausbaupläne des Burger Kinos. Einen Sanierungs- und Ausbauplan gibt es, aktuell sucht der Weitblick e.V. die passenden Finanzierungsbausteine zusammen. Im Campusbüro sind die Pläne noch bis zum 17. Mai zu sehen. Die Zukunft verspricht großes für den ältesten durchgängig betriebenen Kinobau Deutschlands.
Dies alles betrifft auch den Einzelhandel. Der Versuch, sich im Vorlauf des Spaziergangs mit einem Brötchen zu stärken, scheiterte am geschlossenen Bäcker um 12:05. Die Attraktivität der Innenstadt steht und fällt auch mit dem Einzelhandel. Die Gewerbetreibenden spielen eine zentrale Rolle. Alleine können sie die Veränderungen im Konsumverhalten nicht aufhalten, aber auch Sie müssen, schon im eigenen Interesse, einen Beitrag dazu leisten. Es gilt gemeinsam ganzheitliche Konzepte zu entwickeln, so wie es im Rahmen des Experimentier- und Wirtschaftscampus aktuell passiert, um die Aufenthaltsqualität- und Dauer zu erhöhen und die Innenstadt auch abseits von Markttagen zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen, kulturellen und auch wirtschaftlichen Lebens der Stadt zu machen.
„Ich hoffe, dass der Stein, den wir mit dem Experimentier- und Wirtschaftscampus ins Rollen gebracht haben, noch mehr Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern an der Stadtentwicklung weckt. Wir sind eine kleine Stadt, hier können schon kleine Schritte und Ideen Großes bewirken. Wenn wir gemeinsam an dieser Entwicklung arbeiten, kann uns hier viel gelingen“ hofft Bürgermeister Stark auf eine größere Bürgerbeteiligung.