Gerhard Wilhelm August Stauf

Gerhard Wilhelm August Stauf
Gerhard Wilhelm August Stauf

Am 28.12.1924 wurde Gerhard Wilhelm August Stauf in Burg geboren.

1939 begann er seine Ausbildung zum Gebrauchsweber im "Modehaus Horn" in Magdeburg.
In dieser Zeit absolvierte er fast 5 Semester Zeichenunterricht im Abendstudium an der "Meisterschule des Deutschen Handwerks Magdeburg".

1942 wurde Stauf einberufen, geriet in Afrika in Kriegsgefangenschaft. Nachdem er über die Vereinigten Staaten 1948 nach England deportiert wurde, konnte er 1950 in seine Heimatstadt zurückkehren. Aufgrund seiner schweren Erkrankung an Kinderlähmung war er zunächst arbeitsunfähig.
Doch bis zu seiner Delegierung zum Studium wirkte er in seiner Heimatstadt und schuf u. a. einen Holzschnittzyklus über Ereignisse der Burger Geschichte.

Briefmarke

An der "Hochschule für Grafik und Buchkunst" (Leipzig) studierte er unter Professor Meyer-Foreyt, Professor Kapr, Völkel, Krug und Ilgenfritz  bis 1956. Dem Studium schloss sich eine dreijährige Aspirantur bei seinem Mentor Heinrich Ilgenfritz an.
Staufs Ausbildung war darauf gerichtet gewesen, bei der Deutschen Wertpapierdruckerei in Leipzig als Entwerfer und Stecher von Briefmarken tätig zu werden. Dort wurde auch eingestellt. Nach rund einjähriger Tätigkeit verließ er den Betrieb. Er konnte sich mit der dort zu dieser Zeit geduldeten schludrigen Arbeitsweise einiger Leiter nicht abfinden.
So machte er sich selbständig und arbeitete als freischaffender Grafiker und Kupferstecher insbesondere für das Postministerium der DDR.  Über 200 Briefmarken sind im Laufe seines Schaffens  entstanden. 17 hatte er in Stahl gestochen, und fünf Mal  (1965, 1967, 1979, 1980 und 1990) wurde er für den schönsten Entwurf des Jahres mit der „Goldenen Briefmarke“ der Fachzeitschrift „Sammler-Express“ ausgezeichnet.
Als Künstler, der Briefmarken „macht“, wurde er besonders von den Philatelisten in Burg geschätzt. Bis zu seinem Tode hielt er brieflichen und persönlichen Kontakt zu Paul Nüchterlein, der sich als Briefmarkensammler besonders für Burg engagierte. Auf diese Weise entstanden einige Karten zu Themen wie „Planetarium“, „Clausewitz“ oder „Eisenbahndrehkran“.
Daneben arbeitete er für verschiedene Zeitschriften- und Buchverlage als Illustrator und schuf zahlreiche Gebrauchsgrafiken für Theater, Betriebe und andere Einrichtungen.

Holzschnitt St. Nikolai Kirche Burg

Seinem Mentor Heinrich Ilgenfritz ist zu verdanken, dass Stauf sich früh auch dem Exlibris zugewandt hatte. So ist dem Künstler eine Reihe von 76 Exemplaren zu verdanken, ausgeführt meist als Kupferstich- oder Holzstich. Ein großer Teil ist in der Burger Stadtbibliothek zu sehen, ein Katalog kann dort erworben werden.
Noch während seiner Aspirantur hatte er den ersten Preis in der Kategorie Kupferstich des  internationalen Wettbewerbes anlässlich des „VI. Kongresso Eureo de Exlibris 1958“ in Barcelona errungen. Damit war er schlagartig international bekannt geworden.
Seine Erfahrungen beim Entwerfen von Briefmarken und das Vergleichen der industriellen Druckverfahren mit dem Kupferstich führten ihn zu einer bemerkenswerten Erkenntnis, die er in seinem Aufsatz „Über das Dreidimensionale beim Kupferstechen“ festhielt: Es ist die Möglichkeit, durch tieferes und damit auch breiteres Stechen die einzelnen Linien stufenlos zu variieren, womit sich weitere, bedeutungsvolle Ausdrucksmöglichkeiten ergeben. Nach meiner Ansicht sind sie unbedingt zu nutzen, wenn man den Kupferstich nicht halbherzig anwenden will.“
Der Kunsthistoriker Dr. Wolfgang Knop schrieb anlässlich einer Ausstellung 1995 in Suhl:„Das Bemühen , die Schönheit des Motivs in exakter Ausführung der Zeichnung sichtbar zu machen ist nicht zu übersehen. Auf besondere Weise wird mit der Linie gearbeitet. Diese setzt gefühlvoll an, bildet durch organisches Ausweiten einen dynamischen ,Körper‘ und klingt sensibel wieder aus. Da macht es wirklich Spaß, die Stiche mit der Lupe zu betrachten. Kein Wunder also, dass die empfindsam durchgestalteten Kostbarkeiten in mehr als 30 Ländern gesammelt und geschätzt werden.“


Stauf nahm an vielen Ausstellungen und Wettbewerben teil. Sie fanden in Spanien, Österreich, CSSR, Polen, der Sowjetunion/GUS und den Niederlanden, aber vor allem in der DDR und der Bundesrepublik statt.
Staufs Arbeiten wurden mit vielen Auszeichnungen bedacht. 1990 schuf er die Heinrich-Schlieman-Medaille für die gleichnamige Gesellschaft, deren Mitglied er war.
Im selben Jahr bekam er diese Medaille für bedeutende kulturelle Leistungen verliehen.

Am 25. April 1996 starb Gerhard Stauf in Leipzig.